Oberhalb des Charlottenbogens …
… liegt Moabit. Dort gibt es traditionell Wirtschaften, Lokale und Kaffeehäuser. Vom ‚Sonnenkönig‘ vertrieben, flohen vor langer Zeit zehntausende Hugenotten aus Frankreich in Richtung deutsche Lande – der preußische König lud sie ein, sich in Berlin anzusiedeln. Einer von ihnen war ein Wirt namens Martin. Er war nicht sehr groß, so dass die Menschen seine Schankwirtschaft „beim kleinen Martin“ nannten (später wurde daraus das „Martiniquenfelde“, der Name einer Straße in Moabit, bis diese noch zu Lebzeiten der Kaiserin Augusta nach ihr benannt wurde).
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdoppelte sich die Bevölkerung Berlins durch die Industrialisierung. Die Menschen, die in Berlin Arbeit fanden, arbeiteten hart und hatten sich am Wochenende Erholung verdient. Wer sich die Sinne zerstreuen lassen wollte, bewegte sich wochenends in Richtung Tanzvergnügen. Man stieg am Tiergarten in eine Gondel und ließ sich rüberschippern nach Moabit. Mit Leier, Harfe oder Gitarre wurden die Menschen, die in die schaukelnden Boote stiegen, gleich auf das Vergnügen eingestimmt: „Ein Liedchen, ein Liedchen!“ – und alle sangen mit.
Die Spree als Transportweg lag günstig für Industrieansiedlungen in Moabit, und so hatten dort bald viele Betriebe ihren Standort. Die Infrastruktur wurde ausgebaut und später im Jahrhundert fuhren auch Busse nach Moabit. Die Gondeln waren nicht mehr nötig, der Betrieb wurde eingestellt. Vielleicht nicht ohne Wehmut für viele Ausflügler, die sich wahrscheinlich auf den schaukelnden Kähnen mit den bunten Gallionsfiguren wie in Venedig auf dem Canale Grande gefühlt haben.