Bevor ein Haus entsteht, muss der Grund sicher sein. 799 Pfähle sichern den Charlottenbogen. Beton und Stahl. 14 Meter tief. Ein Besuch auf der Baustelle.
Unermüdlich, wie ein gieriges Tier, gräbt sich der Bohrer in den Boden. Trotz der beeindruckenden Großbohrtechnik bleibt die Erde bemerkenswert ruhig dabei. Hier sind leistungsstarke Maschinen am Werk und doch kann man sich beinah normal unterhalten, so gering ist der Geräuschpegel dieser Riesen. Bohrgut häuft sich rund um das Bohrloch an. Vereinzelt quillt Wasser aus dem Boden. Der Bohrer drängt tiefer. Fünf, zehn, vierzehn Meter. Plötzlich stoppt er. Einen kurzen Moment ist es völlig ruhig auf der Baustelle Charlottenbogen, an diesem Mittwoch Mitte August 2019. Man hört die nahe Spree, das Hupen eines Ausflugdampfers, das Lachen von Kindern auf dem Spielplatz.
„Was wir hier machen, heißt Pfahlgründung“, sagt Georg Jobs jetzt. Ruhige Stimme, die Hände in die Hüfte gestemmt, auf dem Kopf trägt er einen weißen Helm, über der Brust eine orangefarbene Warnweste. Jung ist er, 28 Jahre alt, aber für den Bauabschnitt der Spezialtiefbauarbeiten trägt er als Jungbauleiter der Firma JACBO Pfahlgründungen GmbH einen Teil der Verantwortung.
„Rund 800 müssen wir herstellen und wir sind fast damit fertig“, sagt er. 800 Pfähle, ca. 14 Meter tief, da ist auch ein bisschen Stolz in seiner Stimme, wie er auf seine Männer schaut, die auf der Baustelle herumflitzen, auf das Bohrgerät und das Beton-Pumpen-Fahrzeug. Seit knappen zwei Monaten arbeiten sie schon auf dieser Baustelle. Dicht an dicht haben sie die Pfähle gesetzt. Sind von einer Ecke in die andere gezogen, jede Bewegung war das Resultat genauester Planung. Eine Präzisionsarbeit, die dank digitaler Überwachung im Bohrgerät sowie 4G-Datentransfer von den jeweiligen Standorten von JACBO überwacht wird. So kann die Herstellung der Pfähle den Baugrundverhältnissen vor Ort optimal angepasst werden, die Einhaltung der Qualitätsstandards ist gewährleistet und sogar eine Dokumentation aller wichtigen Parameter erfolgt gleich mit.
Denn: „Auf diesen Pfählen stehen die Häuser. Ohne sie würden die Häuser irgendwann in die Spree rutschen“, sagt Jobs. Wie viele Pfähle welches Gewicht tragen müssen, wie lang und dick die Pfähle sein müssen – all das wurde vorher berechnet und in sehr umfangreichen dynamischen und statischen Probebelastungen vor Baubeginn getestet und entsprechend optimiert.
Jobs ist Bauingenieur. Vor einem Jahr hat er seinen Master gemacht. Seitdem ist er für JACBO auf Baustellen unterwegs. „Ich habe mich für diese Seite entschieden“, sagt er. Draußen sein, nicht am Schreibtisch sitzen. Sehen, was passiert. Mit den Männern arbeiten und immer in Absprache mit den anderen Firmen und Gewerken stehen. Mittendrin stehen im Sturm der Koordinierung. „Das mag ich“, sagt er und drückt seinen Rücken durch.
Jetzt zieht sich der Bohrer langsam aus dem Erdreich zurück. Gleichzeitig wird flüssiger Beton in das Loch gepresst. Das alles erfolgt in einem geschlossenen System, exakt aufeinander abgestimmt. Nicht zu schnell und nicht zu langsam. Das Loch füllt sich, bis der Bohrer ganz draußen ist. Dann kommt noch ein Bagger, der ein rundes Stahlgerüst, die sogenannte Bewehrung, in den frischen Pfahl einbringt. Knappe zehn Minuten dauert dieser Vorgang. Und während man darüber noch staunt, steuert der Bohrer bereits auf die nächste Markierung zu, setzt an und bohrt los.
Wenn alles fertig ist, wenn die Häuser stehen, will Jobs noch einmal wiederkommen und sich alles anschauen. „Ich bin ja aus Berlin und normalerweise mache ich das nicht, aber diese Baustelle ist allein mit der Menge der Pfähle schon etwas Besonderes.“