Huch, ein Bagger!
Was auf der Charlottenbogen-Baustelle passiert und warum – ein kleiner Einblick in ein großes Projekt.
Auf so einer Baustelle muss unfassbar viel koordiniert, abgesprochen und vorbereitet werden. Ganz zu Anfang zum Beispiel, bevor überhaupt irgendetwas passiert, müssen professionelle Kampfmittelsucher prüfen, ob sich im Boden noch Kampfmittelüberreste aus dem Zweiten Weltkrieg befinden. Nicht, dass der Bagger aus Versehen mit seiner schweren Schaufel auf eine übriggebliebene tonnenschwere Fliegerbombe stößt. 25 Verdachtsfälle haben sie in den letzten Wochen und Monaten tatsächlich gefunden. Darunter ist aber nichts Großes oder gar Gefährliches: nur ein paar Patronen und die Überreste einer Handstabgranate. Die haben sie geborgen und entsorgt.
Danach kommen die Bodenuntersucher. Diese haben die 10.000 Quadratmeter Baufläche in kleine Einheiten unterteilt und von jeder dieser Einheiten Bodenproben genommen. Bauingenieur Mario Wengert, 32 Jahre, ist der Oberkoordinator des Bauprojektes und überwacht die Architekten und die unterschiedlichen Baufirmen. Er kümmert sich auch darum, dass alle Absprachen mit den Ämtern und den Nachbarn funktionieren.
„Der Baugrund hat eine exzellente Lage, mitten in Berlin, direkt an der Spree. Doch die Baustelle selber ist sehr eng, die Anfahrtswege sind schmal, da müssen wir sehr gut koordinieren“, sagt Wengert über die Herausforderungen der kommenden Wochen, Monate und Jahre.
Aktuell, also Anfang April 2019, düsen drei bis vier Bagger auf der Charlottenbogen-Baustelle hin und her. Wenn sie rückwärtsfahren, piepen sie so durchdringend und penetrant, dass es weit über den Fluss schallt. „Das ist vorgeschriebener Arbeitsschutz, um den Bauarbeiter zu warnen, der vielleicht gerade mit der Schaufel in einer Grube steht“, erklärt Wengert. Das muss sein, auch wenn ihm der Lärm für die Nachbarn leidtut.
Diese Bagger und die Bauarbeiter machen gerade den Aushub. Übersetzt bedeutet das: All die Erde muss weg. Und nun kommen wieder die Bodenuntersucher ins Spiel. Jede Art der Verseuchung, sei es Öl, seien es Schwermetalle oder anderes, wird auf einzelne 500 Kubikmeter große Erdhaufen gepackt. Diese wiederum werden von LKW’s zu unterschiedlichen Entsorgungsanlagen in ganz Deutschland gefahren. Je nachdem, welche von den Anlagen auf welche Verseuchung spezialisiert ist. Bevor die LKW’s das Baugelände wieder verlassen, werden ihre Reifen kurz mit Wasser abgespült, damit sie den Dreck der Baustelle nicht in den Straßen der Nachbarschaft verteilen.
Der Boden ist zum Fluss hin abschüssig. Deswegen wird die Erde nicht an allen Stellen gleich tief ausgeboben. Am Anfang der Baustelle geht es sogar 3,5 Meter tief. Je näher ans Ufer sie gelangen, umso niedriger wird ausgehoben werden, zuletzt sogar nur einen Meter. Wenn dann alles glatt und gerade ist, beginnen sie Mitte Juni 2019 den Rohbau.
Doch auch dann wird wieder viel für Mario Wengert zu koordinieren sein. Schließlich ist der Grundwasserspiegel ein Thema, denn er steht in Berlin überhaupt, und dann auch noch in Flussnähe, sehr hoch. Damit das Gebäude nicht einfach wieder versinkt oder absackt, werden sie alle 2,5 Meter einen bis zu 12 Meter tiefen Betonpfahl in die Erde bohren müssen.
Wie das genau funktioniert? Dazu mehr, wenn es soweit ist.