Im Charlottenbogen-Kiez kann man sich einmal um die Welt essen – von Asien nach Lateinamerika, nach Europa, nach Arabien. Restaurant schmiegt sich an Burgerladen, quetscht sich neben Imbiss. Einmal durchgezählt gibt es zur Zeit exakt 20 Möglichkeiten, etwas Warmes und Leckeres auf den Teller zu bekommen, wenn man nicht zuhause essen möchte. Von gehoben und gemütlich bis gut und schnell ist alles dabei.
Willkommen bei einer kleinen Tour durch den Kiez Kulinare.
Ein Phänomen lässt sich unter der Woche zwischen 12 und 14 Uhr beobachten. Dann strömen die Menschen aus den umliegenden Büros und entern die Straßen auf der Suche nach freien Tischen und Stühlen. Dann rotieren die Restaurantangestellten aus Vietnam, aus Italien, aus der Türkei. Dann kochen sie um die Wette, wer mehr Pizzen fertigstellt, mehr Lachse brät, mehr Spätzle brät, mehr Hühnchen brät.
Station 1: Pizza Rosso – klein aber fein und vor allem ein Original.
Ort: Helmholtzstraße 24, ab 11.30 Uhr geöffnet
Bei diesen vier Freunden kann man völlig ungezwungen erscheinen. Einfach Tür auf und rein in den Laden, mehr Imbiss-Atmosphäre als Restaurant-Flair. Der Raum ist klein, neun Tische stehen da. Es ist gemütlich, die Stimmung ist gut, die bunte Menschenmischung redet und lacht und mampft. Keine Kartenzahlung, nur Bares und mit Selbstbedienung. Doch was man sich hier selbstbedienen kann, ist die original Pinsa Romana, die die vier italienischen Freunde Andrea, Marco, Massimo und Salvo hier anbieten.
Seit zwei Jahren gibt es ihr echtes „italienisches Streetfood-Restaurant“ in Berlin schon. Ihre Mission: Sie wollen die Pinsa Romana in Deutschland bekanntmachen. Und wie die Jungs da hinter dem Tresen lachen und sich mit den Ellbogen anknuffen, scheinen sie Spaß dabei zu haben. Auch wenn sie im Akkord einen Teig nach dem anderen kneten, schlagen, rollen, dann belegen und in den Ofen schieben. Knapp 250 Stück schaffen sie am Tag wie einer der vier versichert.
Für alle, die davon noch nie gehört haben: Ja, Pinsa ist auch Pizza, eine Art Ur-Pizza oder Gourmet-Pizza, wenn man so will. Insgesamt gibt es vier Grundsorten Teig. Die Pinsa-Pizza wurde schon vor tausenden von Jahren im antiken Rom gebacken.
Die Pinsa besteht aus drei Sorten Mehl: Weizen, Reis- und Sojamehl und etwas Trockenhefe für den Geschmack von traditionellem Brot. Dazu kommen Wasser und viel Zeit. Zwischen 24 und 72 Stunden gärt und arbeitet der Teig. Wer sich nach mehr Details erkundet, bekommt am Tresen aber nur Kopfschütteln und einen Fingerzeig auf die Tafel an der Wand, auf der geschrieben steht: „Das Geheimnis der Pizza ist das Wasser, die Tomaten, das Mehl, der Pizzateig, der Steinofen. Das Geheimnis der Pizza ist ein Geheimnis.“
Jetzt ist es da, das Geheimnis, warm, duftend, auf einem länglichen Holzbrett serviert. Fluffig, kross, leicht, so mundet der Teig. Pinsa soll auch leichter bekömmlich sein als normale Pizza. Als Belag gibt es entweder rote oder weiße Sauce und dann die Klassiker: Funghi, Gorgonzola, Vegana, Salami, aber auch Zucchini oder Porreesprossen oder Artischocken. Man kann auch Lasagne essen und zum Nachtisch ein Tagesdessert: Panna Cotta zum Beispiel. Zu trinken gibt es Rotwein und Bier, aber auch Brause und Saft.
Zusammen kann man zwischen acht und fünfzehn Euro pro Essen ausgeben.
Einschätzung: Die besondere Pizza für den gemütlichen und unaufgeregten Essensausflug auch mit der Familie.
Station 2: Auf nach Vietnam ins Imaki Today.
Ort: Helmholtzstraße 31, ab 11 Uhr geöffnet.
Tür auf und schon hat man den ersten Eindruck in der Nase: es riecht nach Reis, nach frisch gebratenem Lachs, nach Ingwer und Limette. Zweiter Eindruck: Hier geht’s schnell. Die jungen Frauen mit den Schürzen bewegen sich schnell und effektiv zwischen den Tischen hin und her. Bestellung aufnehmen, Tisch abwischen, Geschirr wegräumen, freundliches Lächeln. Eindruck Nummer drei: modern sieht es, hell ist es und nur sehr leicht exotisch, Vietnam grüßt allerhöchsten von stilisierten Haussilhouetten, die an die Wand gezeichnet sind.
Bestellung: „Würzig gegrilltes Lachsfilet in einer leichten Zimt-Kokos-Sauce mit frischem Gemüse und gerösteten Erdnüssen auf vietnamesischem Jasmin-Reis.“ Dazu einen frischen Limettensaft.
Durch eine große Durchreiche kann man den Köchen und Köchinnen bei der Arbeit zusehen. Sie wirbeln zwischen den Herden hin und her, sie schneiden in einem rasanten Tempo, sie verteilen die Speisen auf den Tellern und reichen sie nach vorne. Suppen, Hauptgerichte, Nachtische, Zack, Zack.
Es dauert keine neun Minuten, dann ist das Lachsfilet da. Die Portionen sind Mittagstisch gerecht, nicht zu viel, nicht zu wenig. Leicht und zurückhaltend, so schmeckt es, ein bisschen wie Frühling, angenehm und zart der Fisch, nicht so würzig wie gedacht, aber kross.
Schaut man sich um, sieht man die vielen andere Gäste mit zufriedenen Gesichtern, ein asiatisch aussehendes Pärchen am Nachbartisch. Sie wollen Berlin kennen lernen und freuen sich schon auf das Brandenburger Tor und den Reichstag. Er isst Huhn, sie einen Glasnudelsalat. Sehr europäisch schmecke das Essen, erzählen sie, also nicht so scharf, nicht so stark gewürzt, dennoch gut.
Eine Portion kostet mit Getränk zwischen acht und zwölf Euro.
Einschätzung: Für die schnelle, gute Mahlzeit mit exotischem Touch. Die Speisenbeschreibung auf der Karte hält, was sie verspricht.