Wie die Architektin Annette Axthelm Wohnungen neu denkt und was ihr am Charlottenbogen gefällt.
Mit 14 Jahren hatte sie ein Aha-Erlebnis. Annette Axthelm war mit ihren Eltern auf Hausbesuch bei einer befreundeten Familie und stand plötzlich in einer Wohnung, die keine Innenwände mehr hatte. Von außen sah das Haus völlig normal aus, klein und gedrungen. Drinnen aber flutete das Licht durch die Dachflächenfenster. Zwischendecken gab es nicht. Und das Haus bestand aus einem einzigen Raum mit Strickleitern, Hängematten und Podesten, auf denen wahlweise geschlafen, gegessen, gespielt oder gearbeitet wurde.
„Das hat mir die Augen geöffnet. Es geht anders, man kann Wohnen anders denken, nicht so beschränkt, sondern viel freier und offener“, sagt Annette Axthelm. Damals, in diesem einzigartigen Haus, beschloss sie, Architektin zu werden. Abitur, Studium, viele Jahre der harten Arbeit. Heute gehören sie, ihr Partner Henner Rolvien und ihr gemeinsames Büro mit beinahe 50 Mitarbeitern zu den renommiertesten Architekten Berlins und Deutschlands. Ob Villen, Einfamilienhäuser, Baudenkmäler, Schulen, Medien- oder Gewerbehäuser, sie sind gefragt. „Bei uns gibt es keine Wiederholungen. Wir haben Lust, etwas Neues zu kreieren. Jedes unserer Objekte hat was Individuelles“, sagt Annette Axthelm.
Und wenn man sich dann ihre Pläne für den Charlottenbogen anschaut, weiß man was sie meint, wenn sie von viel Licht, von großzügigen Räumen, von Blickbezügen spricht. Die Entwürfe für den Charlottenbogen sind in einem Wettbewerb entstanden. Das bedeutet, dass mehrere Architektenbüros Vorschläge ausgearbeitet und eingereicht haben. Gewonnen haben zwei Büros und zwei Entwürfe, die nun miteinander kombiniert werden. Einer davon kommt von Axthelm.Rolvien, der zwei einzelnstehende Gebäude vorsieht. Ein größeres, das parallel zur Spree verläuft und ein kleineres, das etwas versetzt dazu gebaut wird.
Nun rollt Annette Axthelm die großen Pläne aus, darauf die Grundrisse der Gebäude. „Wir haben uns die Häuser wie eine Insel vorgestellt, die sich zur Spree öffnet“, sagt sie. Das Besondere: Die Wohnungen des langen Gebäudes an der Spree sind durchgestreckt. Das heißt, dass die Wohnungen einmal komplett durchgehen, von der einen Seite, die im Süden liegt bis zur Spreeseite, die im Norden liegt. Wenn man dann die Türen der Zimmer öffnet, kann man von dem einen Fenster bis zum anderen Fenster blicken, kann man das Licht durch die raumhohen Fenster in die Wohnung scheinen lassen.
„Und ganz besonders sind dann die Eckwohnungen, hier hat man von allen drei Seiten Licht. Der Ausblick in der ganz obersten Wohnung ist, als ob man über die Stadt schweben würde. Dafür haben die Wohnungen ganz unten einen eigenen Garten“, schwärmt Axthelm. Die Raumhöhe ist mit knapp drei Metern sehr luftig. Außerdem erschließt jeder Aufgang auf jeder Etage nur zwei Wohnungen: „Das fühlt sich noch einmal nobler und privater an“, sagt Axthelm. Unter den Häusern liegen die Tiefgaragen, von denen man direkt die Häuser betreten kann. Die Wohnungen sind so gestaltet, dass man die großen Räume noch einmal unterteilen kann, falls es dazu Bedarf gibt. So kann man aus vier Zimmern fünf machen.
„Es ist modern, es ist hell und geradlinig und gleichzeitig sehr wohnlich. Und der Blick auf die Spree ist natürlich fantastisch. Das mag ich an den Häusern“, sagt Annette Axthelm.