Olaf Jäckel lächelt und winkt mich so einladend herein, dass ich mich sofort willkommen fühle, in diesem obersten der aufeinander gestapelten Container, dem Bauherrenbüro. Und das, obwohl er noch in einer Besprechung sitzt: an seinem Schreibtisch, Onlinekonferenz natürlich, allerdings ohne Bild. Und da gerade ein anderer spricht, stellt er sein Mikro auf stumm und begrüßt mich gewinnend: „Kaffee?“.
Abgesehen von den Nähten zwischen den Wandplatten und den Winkelprofilen in den Ecken, sieht es aus wie in einem ganz normalen Büro: zwei Schreibtische über Eck, Computer, Regale, ein kleiner Kühlschrank. Eine Spur Sand auf dem Boden zeugt davon, dass die Arbeit hier nicht nur an dem schicken Curved Monitor stattfindet. Und die Bauhelme auf dem Regal erinnern wie die Leuchtwesten am Garderobenständer daran, wo wir uns befinden: Sie alle tragen das Charlottenbogen-Logo.
Die Onlinesitzung ist vorbei. „Bauherrenbesprechung“, erklärt Olaf Jäckel, springt auf und schüttelt mir herzlich die Hand. Nach diesem offiziellen Hallo wiederholt er seine Frage: Kaffee oder Espresso? Oder Cappuccino, mit Milch? Die kleine Kapselmaschine auf dem Rollcontainer kann fast alles.
Olaf Jäckel trägt Jeans und ein lockeres T-Shirt und sieht aus wie einer, der seine Tage eigentlich nicht am Schreibtisch verbringen möchte. Jedenfalls nicht nur. Er wirkt gemütlich, aber trotzdem wie jemand, der richtig gern selbst anpackt. „Kundenbetreuung, Qualitätssicherung Bau“ steht auf seiner Visitenkarte. Er ist also dafür da, dass alles im Interesse der Kundinnen und Kunden auch so umgesetzt wird, wie es im Kaufvertrag steht.
Völlig reibungslos verläuft das Zusammenspiel der Beteiligten am Bau nämlich nie. Schließlich ist das Objekt ziemlich groß und es sind viele Menschen am Werk. Da knirscht es schon mal hier und da, alles ganz normal. Aber es ist gut, wenn es einen gibt, der das große Ganze im Blick hat und sich um Unwegsamkeiten kümmert. So einer ist hier Olaf Jäckel.
Er spricht mit den zuständigen Fachbetrieben, koordiniert die einzelnen Gewerke, vermittelt zwischen den verschiedenen Parteien, wenn sie gerade selbst nicht daran denken. Viele Firmen kommen inzwischen gleich direkt zu ihm, um ihre Anliegen loszuwerden. Er spricht dann mit der Projektsteuerung, wenn irgendwo Probleme sind, und trägt hier die wichtigen Themen vor.
Und er achtet vor allem darauf, dass die Anliegen der Kund:innen berücksichtigt werden. Und dass die auch rechtzeitig davon erfahren, wenn zum Beispiel etwas anders gemacht werden muss, als es abgesprochen wurde. Sowas kann im laufenden Prozess aus verschiedensten Gründen immer mal vorkommen. Schließlich ergeben sich manche Dinge auch bei aller Erfahrung und sorgfältigen Arbeit nunmal erst in der Umsetzung. Alles nicht schlimm. Aber „wir müssen die Kunden zumindest informieren. In der Kommunikation mit den Kunden ist mir total wichtig, dass man offen und ehrlich mit ihnen umgeht“, sagt er bestimmt. Besonders, wenn sich die Fertigstellung verzögert. „Denn die Leute stellen sich ja darauf ein, kündigen ihre Wohnung, brauchen vielleicht nen Kitaplatz“, weiß er nur zu gut. Und er hat es in anderen Unternehmen schon ganz anders erlebt. Das hat ihm regelmäßig Bauchschmerzen bereitet, darum wollte er dort dann auch schleunigst weg. Als bei AMAG noch jemand gesucht wurde, ist er glücklich Jens Rodenbusch hierher gefolgt, den er aus einer anderen Firma schon kannte und äußerst schätzt.
Bei AMAG fühlt er sich aber vor allem deshalb wohl, weil er seinen Baubereich wieder hat. Der hatte ihm während der Jahre im reinen Vertrieb doch sehr gefehlt. Denn von Haus aus ist er ja Handwerker. Einer, der anpackt, wie gesagt. Sein Lehrberuf war eigentlich Dachdecker, von dort hat er sich weiterentwickelt, wollte später als Parkettleger seinen Meister machen. „Damit hätte ich meinen Titel gehabt. Aber dann haben die die Meisterpflicht aufgehoben.“ So hat er das Geld dafür lieber in weitere Fortbildungen investiert. Am Ende sind ihm Titel auch gar nicht wichtig, wichtig sei das Wissen selber. „Und das ziehst du aus der Erfahrung. Die Praxis macht’s, dit is unbezahlbar.“
Nach der Dachdeckerei arbeitete er eine Weile bei einem Kumpel im Gerüstbau mit, machte sich später mit eigenem Betrieb im Bereich Altbausanierung selbstständig und baute sein Portfolio fortan immer weiter aus. Da er viel wissen wollte, hat er ständig Weiterbildungen besucht: Gebäudeabdichtung, Wasser, Lüftungstechnik, Statik, Brandschutz, Bauphysik … „Die statischen Geschichten fand ich mega-interessant, deshalb hab ich da auch viele Lehrgänge gemacht.“
Heute hat er zwar immer noch keinen schicken Titel, aber ein sehr breites bautechnisches Wissen. Er sieht einfach, wenn in der Abwicklung irgendwas falsch läuft, kennt die Abhängigkeiten auf der Baustelle. Und er weiß, was technisch umsetzbar ist. Entsprechend kann er nun auch mit den Leuten umgehen. Und da braucht es oft Fingerspitzengefühl. Schließlich kostet so eine Wohnung eine Menge Geld. Aber der Charlottenbogen ist ja auch ein Gemeinschaftsprojekt. Am Ende wohnen hier Menschen in 164 Wohnungen beieinander.
„Das haben wir ja alles umfangreich vorher geplant und optimiert”, sagt er. Da passt es halt nicht, wenn Käufer:innen ihre eigenen Architekturfachleute mitbringen und alles ganz anders haben wollen. Diesen Menschen legt er dann gern auch mal ans Herz, sich lieber mit einem anderen Objekt zu befassen. Schließlich sollen sie mit ihrer Wohnung ja glücklich werden. In anderen Unternehmen wäre sowas undenkbar, aber beim Charlottenbogen kann er das machen. Und findet das richtig super.
Und sonst? Was ist für ihn das Besondere am Charlottenbogen? Da leuchten seine Augen auf und er grinst: „Es ist einfach ein geiles Projekt!“. Die Lage, die Vielfältigkeit, die Weitläufigkeit der Häuser, die grüne Gestaltung im Innenhof … „Was ich total genial finde an dem Objekt, ist – klar: die Wasserlage! Selbst wenn du ne Wohnung weiter hinten hast, läufste die drei Meter, schnappst dir ne Decke und packst dich direkt ans Ufer, in die Sonne – das ist einfach wirklich ein Knaller.“ Und als Fachmann reizt ihn natürlich die sehr unterschiedliche Gestaltung der Gebäude. „Die Architektur von Axthelm Rolvien, wo eben alles aus Glas ist, das war für mich noch nie so präsent gewesen. Alles ist sehr offen und die Ausführungsmöglichkeiten sind sehr schön“, freut er sich.
Und so hat auch kein Problem damit, mal ein, zwei Stunden dranzuhängen, wenn es sein muss.
Trotzdem genießt er auch seine Freizeit und ist dort offenbar genauso vielfältig: Er liebt das Motorradfahren („Das ganze Jahr durch.“), geht aber auch gern mal klettern. Oder tauchen. Und angeln … Klingt beinah so, als könne er fast alles. Wie die kleine Kaffeemaschine in seinem Bauherrenbüro, im obersten Container.