Aus dem Leben eines Ausführungsarchitekten oder warum Tobias Lo es spannend findet, auf die Details zu achten.
Architekten machen eine Menge: Von der großen Vision bis zur exakten Planung. Beim Bauprojekt Charlottenbogen haben sie sich diese Aufgabe geteilt. Die einen Architekten sind die abstrakt denkenden Visionäre. Sie machten den großen Aufschlag, setzten ihre Ideen von einem Haus um. Viel Licht, viel Raum, viel Höhe, offener Hof für einen Komplex , der mitten in Berlin und mitten an der Spree steht. Sie trauen sich, ein Haus in seiner städtebaulichen Umgebung zu sehen und zu entwerfen. Wenn diese Architekten zeichnen und planen, dann in einem großen Maßstab, also das ganze Haus oder die ganze Wohnung. Die anderen Architekten sind diejenigen, die die Ausführung machen. Ihre Aufgabe ist es, die Vision in genaue Zahlen und exakte Pläne umzusetzen. Ihr Maßstab wird immer kleiner und kleiner.
Wie dick ist die Mauer? Wo genau sitzt der Lichtschalter? Wie stark darf die Fensterbank sein, damit die Dämmplatte drunter passt? Wie dick der Bodenaufbau mit seinen verschiedenen Estrichhöhen? Die Fliesen im Bad müssen ordentlich abschließen, das Waschbecken in Achse zu den Fliesen stehen, die Strukturen auf der Außenfassade müssen exakt ineinander übergehen. Auch das, was nicht gleich offensichtlich ist, aber was man trotzdem wahrnimmt, weil es stören würde, wenn nicht sauber gearbeitet wurde. „Für all das sind wir zuständig. All die kleinen Details. Wir lösen das Gebäude immer weiter auf. Von der Grobstruktur ins Feine, dass sich die Fugen treffen und die Bänder auf der Außenfassade“, sagt Tobias Lo vom Berliner Architektenbüro Rudolph, Lo & Partner.
Tobias Lo hat eine unaufgeregte, sachliche Art. Und er scheint das Praktische zu lieben. Sein E-Bike ist praktisch, damit ist er schnell durch die Stadt gefahren, hat sich bewegt, die Umwelt geschont und ist nicht verschwitzt. Auch für die Arbeit als Ausführungsarchitekt muss man praktisch sein. Praktisch und exakt. Denn es sind seine Pläne, nach denen die Handwerker dann bauen. Es sind seine Berechnungen, nach denen das Material bestellt wird. Und er ist es auch, der sich mit den zukünftigen Eigentümern der Wohnungen trifft. Zusammen überlegen sie, ob es noch Änderungen geben soll oder muss, damit Wohnung und Eigentümer perfekt zusammenpassen.
„Dass wir hier so individuell sein können, die Wohnung an die Wünsche und Lebensphasen anpassen können, das gefällt mir an diesem Projekt“, sagt Tobias Lo. „Die Menschen erfüllen sich ihren Traum vom Wohnen, für die Familie oder fürs Alter, und wir helfen dabei. Das ist doch fantastisch“, sagt er. Es kann sein, dass eine Familie sich vier Zimmer wünscht. Dann überlegen sie, wo es sinnvoll ist, aus einem großen zwei kleinere Zimmer zu machen. „Dann gibt es welche, die brauchen den Haushaltsraum nicht“, erklärt er, „oder wünschen sich eine größere Badewanne oder nur eines und nicht zwei Bäder. Das sind Dinge, die wir jetzt noch anpassen können.“ Was sie nicht ändern können und wollen sind die Fenster, die tragenden Wände und die Wasseranschlüsse.
Tobias Lo gefällt, dass seine Arbeit so vielfältig ist, dass die Herausforderungen immer neue sind und dass sie im Team daran arbeiten, sie zu lösen. Am Ende dann, wenn alles fertig ist, „kann ich sagen, dass wir, mein Partner, mein Team und ich an diesem Haus mitgebaut haben. Das macht mich auf jeden Fall stolz“, sagt Tobias Lo.