Wasser ist Leben. Wasser ist Sauberkeit. Es fließt aus dem Hahn in unsere Hand. Doch wie funktioniert das überhaupt? Unterwegs mit den Jungs, die das ermöglichen.
Alles beginnt im Keller. An den Decken führen Rohre entlang, wie die Bahnen einer Achterbahn, biegen hier ab, springen mal dort aus der Decke und verschwinden weiter hinten in der Wand oder führen nach oben. Mal sind sie dick, mal dünn. Doch was auf den ersten, laienhaften Blick aussieht wie ein großes Durcheinander, entpuppt sich beim zweiten Blick als exakt geplantes Rohrsystem. Ein System, das dafür sorgt, dass es in jeder Wohnung, und auch im obersten Stock, sofort warmes Wasser gibt. Klingt nach einer Selbstverständlichkeit. Ist es auch. Doch wer sieht, wie diese Selbstverständlichkeit entsteht, wie viel Planung und exakte Arbeit dahintersteckt, der kann diese vielleicht doppelt wertschätzen.
Tobias Stichling führt mit eiligen Schritten durch die weitverzweigten Kellerräume des Bauprojektes Charlottenbogen. Hier unten entsteht die zukünftige Garage, in der die Autos geparkt werden können und von der aus man direkt in seinen Hausaufgang gehen kann. Doch noch ist es nicht soweit, noch wird hier vermessen und geschweißt. Das grelle Licht der Baustellenlampen und die Laserstrahlen, mit denen die Bauarbeiter Maß nehmen, machen den Ort ein bisschen unheimlich. „Am Anfang wusste ich nicht, wo hier was ist und wo es wieder nach oben geht. Jetzt kenn ich mich bestens aus“, sagt Tobias Stichling. Er ist 40 Jahre alt und Projektleiter der Firma Ahlsa GmbH. Er und sein Trupp sind für die Sanitäranlagen, für die Heizungen und das Abwasser zuständig. Ihre Rohre sind es, die von unten nach oben durchs ganze Haus führen. Und hier im Keller geht es los, hier kommt das Wasser von den Berliner Wasserbetrieben an. Ein Teil wird erwärmt, ein anderer bleibt kalt. Separiert voneinander werden diese ins System gespeist und zirkulieren dort ununterbrochen durch das Haus.
Das Prinzip ist einfach. Jede Wohnung hat eine Küche mit Spüle und Spülmaschine. Dazu kommen die Bäder mit Duschen, Badewannen und Toiletten, dann gibt es den Haushaltsraum mit der Waschmaschine und nicht zuletzt sind da noch die Fußbodenheizungen. All das braucht Wasser, von all diesen muss das Wasser wieder abfließen können. Dazu führen zwei bis drei Schächte pro Wohnung von ganz unten bis nach ganz oben durch das Haus. In diesen sind die Rohre, die das Wasser entsprechend verteilen.
Tobias Stichling eilt durch die Stockwerke, Schritt für Schritt, Wohnung für Wohnung arbeiten sie sich vorwärts. Er aber muss immer zwei Schritte vorausdenken, muss abschätzen können, wo sie in einer Woche sein werden, wie viel Material und Arbeitskraft sie brauchen werden. Seine Art kann man als kernig bezeichnen, klare Sätze, für alles eine Erklärung. Der Brandschutz zum Beispiel, eine faszinierende Sache. Stichling zeigt auf ein Rohr, das mit einem Streifen ummantelt ist. „Das ist intumeszierendes Material. Wenn es brennt, quillt dieser Streifen auf und verschnürt das Rohr. So können Rauch und Hitze nicht durch die Rohre von einer Etage auf die nächste springen“, sagt er.
Stichling hat klein angefangen. Als Lehrling für Zentralheizung und Lüftungsbau, nach und nach hat er sich mehr zugetraut, hat erst für kleine Baustellen die Planung übernommen, bekam dann für immer größere Projekte die Leitung übertragen. „Diese Baustelle ist so umfangreich, dass ich gar nicht selber mit anpacken, sondern voll und ganz mit der Organisation drumherum beschäftigt bin“, sagt er. Und so wie er das sagt, schwingt eine Menge Stolz in seiner Stimme mit. „Das ist es auch, was ich an meinem Beruf so mag. Mit jeder Baustelle gibt es eine neue Situation, neue Herausforderungen.“ Dazu kommen die vielen Fortbildungen, der neueste Stand der Technik, „das ist super spannend.“